logo d_uribe holmgren

Kosmetik-Kids: bitte nicht nachmachen!

kosmetik-kids sephora-kids
TikTok-Trend "Kosmetik-Kids": Mädchen kaufen teure Anti-Aging-Produkte und filmen sich beim Auftragen. Dermatologen warnen vor Hautschäden durch Inhaltsstoffe wie Retinol. Eltern sollten die Online-Aktivitäten überwachen und verantwortungsbewusste Hautpflege fördern.

Meine Leidenschaft ist die Haut. Das ist nicht verwunderlich, schließlich bin ja Hautärztin. Ich liebe es, sie zu pflegen und auch Dinge auszuprobieren, damit dieses atemberaubende Organ gesund und schön bleibt. Dazu informiere ich mich und Sie auf verschiedenen Plattformen, auch TikTok ist dabei, denn TikTok erreicht weltweit sage und schreibe 1.677 Millarden Menschen. Nicht schlecht, oder?

Allerdings, wir wissen es schon längst, sind dort nicht nur nützliche und gutgemeinte Inhalte zu finden. Man muss schon genauer hinschauen, um zu wissen, wem man vertrauen kann. Genauer hinschauen musste auch ich jetzt, als ich einen Trend aufstöberte, der wirklich, wirklich besorgniserregend ist. Aus menschlicher wie aus ärztlicher Sicht. Einer der neuesten Trends unter Mädchen von acht bis zwölf Jahren heißt „Sephora-Kids.“ Wie viele der Challenges, die sich irgendwer ausdenkt und die dann aus mehr oder weniger logischen Gründen viral gehen, hat es auch dieser Trend in sich.

Junge Mädchen sind hier zunächst beim Shoppen zu sehen – doch sie shoppen nicht irgendwas: Sie sind in Kosmetikgeschäften unterwegs, um – und jetzt wird’s echt gruselig – Anti-Aging-Cremes der Luxusmarke „Sephora“ zu kaufen; die feinen Tiegelchen und Tübchen sind für 70 bis 200 Euro zu haben. Da stellen sich zunächst zwei Fragen: „Warum tun sie das?“ und „Wer bezahlt’s?“ Bezahlt wird das Ganze offenbar von Eltern, die es sich a) leisten können und b) sich unsere erste Frage nach dem Warum nicht gestellt haben. Es gibt einen Film bei TikTok, der zeigt, wie eine Mutter ihrer sechsjährigen Tochter Produkte im Wert von 350 Euro kauft. Was soll man da sagen?

Die Mädchen tun das, um sich später vorm Spiegel zu filmen, wie sie mit zurückgebundenem Haar dasitzen und die Cremes anwenden. Da stellt sich natürlich schon wieder die Frage nach dem Sinn – erstens des Tuns und Filmens, zweitens des Anschauens: Was genau ist so toll daran, Kindern dabei zuzusehen, wie sie sich mit Anti-Aging-Creme die Haut ruinieren?

Ich kann es Ihnen sagen: Nichts. Im Gegenteil: In allen Ländern, in denen der Hype um die „Sephora-Kids“ seinen Höhepunkt erreicht habt, wie in den USA, Frankreich oder Spanien, warnen Dermatologen schon jetzt eindringlich vor den Gefahren, die damit einhergehen, wenn sich Kinder und Jugendliche mit Anti-Aging- Mitteln behandeln:

Zum einen ist der Inhaltsstoff Retinol, in der Regel ein Hauptbestandteil von faltenmildernden Feuchtigkeitscremes, für Kinderhaut völlig ungeeignet und führt zu unerwünschten Hautreaktionen bis hin zu Schädigungen der Haut. Nicht zuletzt deshalb weisen Dermatologen daraufhin, dass all diese Cremes, die alterungsbedingte Erscheinungsbilder der Haut verbessern sollen, überhaupt nicht für die Anwendung bei Kindern getestet wurden.

Nun frage ich Sie als Ärztin und Mutter: Würden Sie Ihrem Kind ein Mittel geben – oder am Ende sogar für teures Geld kaufen -, dessen Wirkung und Auswirkung völlig unklar sind? Was muss passieren, wenn Eltern gedankenlos mit ihren Kindern solche Dinge kaufen oder ihnen einfach das Geld dafür geben und sie losschicken, zu kaufen, was sie möchten? Hier haben wir es eindeutig wieder mit der schon oft beobachteten Tatsache zu tun, dass Menschen den Medien, insbesondere den vielen selbsternannten Experten in den Sozialen Medien, mehr glauben als der Wissenschaft. Ein verstörendes Phänomen, das sich während der Pandemie in ein Massenphänomen verwandelt hat und unser Gesundheitssystem in Zukunft noch mehr belasten wird.

Abgesehen von der Schädigung der Haut kommen hier aber zwei weitere Aspekte ins Spiel: Die gedankenlose Anwendung von Mitteln jeglicher Art zeigt einmal mehr, dass Kinder, insbesondere Mädchen, schon früh mit der Idee kämpfen, nicht schön genug zu sein. Sie wollen Fehler korrigieren, die sie mit Sicherheit nicht haben. Mindestens genauso gravierend, wenn nicht noch schlimmer als das ist die Tatsache, dass solche Filme im Netz ja nicht nur von Kindern geschaut werden, sondern auch von Erwachsenen, die in der Regel weniger an den Cremes als an den Kindern interessiert sind. Und das kann dann erst recht keiner wollen.

Wir Eltern sollten also genau hinsehen, was unsere Kinder online tun und natürlich auch, was sie sich so in ihre schönen jungen Gesichter schmieren und warum. Ich persönlich halte in diesem Alter – vorausgesetzt, das Kind hat wirklich keine Hautprobleme – eine Tagescreme mit einem hohen Lichtschutzfaktor für völlig ausreichend.

Und wenn Sie fragen dazu haben, dann wissen Sie bestimmt, wo Sie ihren Dermatologen finden – in der Praxis, und nicht im Netz.

Ihre

Daniela Uribe Holmgren

Tags :

Dermatologie

Teilen :

Lernen Sie uns und unsere Praxis kennen.

BLOG

Neueste Beiträge

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Seien Sie unter den Ersten, die mit unserem Newsletter die neuesten Nachrichten erhalten.

agenda-tu-cita