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Retinol ist schlecht für junge Haut (Fuldaer Zeitung)

Durch Soziale Medien kommen Kinder und Jugendliche schon früh mit Schönheitsidealen in Kontakt, die sie nachzu- ahmen versuchen. Im In- terview erklärt die Fuldaer Dermatologin Daniela Uribe Holmgren, warum junge Menschen aber lieber Abstand zu Produk- ten wie etwa Antifalten- Cremes halten sollten.

FULDA

Wie bewerten Sie den Trend, dass sich Kinder und Jugendliche hinsichtlich Äußerlichkeiten und Schönheitsidealen immer stärker von Sozialen Netz- werken prägen lassen?
Grundsätzlich finde ich es schwierig, wenn Kinder und Jugendliche zu viel Zeit am Handy und in den Sozialen Medien verbringen. Gerade die Schönheitstrends und -ideale, die dort propagiert werden, sind gefährlich – zu- mal gerade Kinder und Ju- gendliche diese unkritisch übernehmen. Das bedeutet aber auch, dass Eltern bis zu einem gewissen Grad eine Vorbildfunktion ausüben können.

Was können Eltern, beziehungsweise andere er- wachsene Vorbilder Ihrer Meinung nach anders machen? Ich plädiere hier eindeutig für mehr Quality Time mit den Kindern. Außerdem sollten Schule und Elternhaus Medienkompetenz vermitteln – nicht nur hinsichtlich der Quantität des Social-Media- Konsums, sondern auch der Glaubwürdigkeit im Netz. Es ist auch unsere Aufgabe, Kin- dern und Jugendlichen, aber auch allen anderen Menschen zu vermitteln, dass sie schön sind, wie sie sind, dass Individualität ein Wert ist. Und wenn sie wirklich Haut- probleme haben (was ja durchaus sein kann), dann sollten sie sich professionell helfen lassen.

Brauchen Kinder oder Jugendliche denn überhaupt schon eine „Skincare-Routine“?
Kinder sollten sich die Hände waschen und gesund essen. Das ist meiner Meinung nach die Gesundheits- und Pflege- routine für Kinder. Sie sollten sich täglich duschen, ein pH- neutrales Duschgel verwenden und sich sorgfältig ab- trocknen. Sie sollten die Zähne putzen und ihr Gesicht im Sommer mit Sonnenschutz und im Winter zusätzlich mit einer Feuchtigkeitscreme pflegen. Das war’s. Sollten sich beispielsweise aufgrund der Pubertät Hautprobleme ergeben, dann sind diese mit einem Hautarzt abzuklären. 

Was macht es mit junger Haut, wenn Kinder und Jugendliche dennoch zu Antifalten-Creme und Cogreifen? Ist es am Ende sogar schädlich statt förderlich?
Natürlich ist es schädlich. Retinol, der Hauptbestandteil von faltenmildernden Feuchtigkeitscremes, ist schlecht für junge Haut. Er führt zu unerwünschten Hautreaktionen bis hin zu Schädigungen der Haut. Nicht zuletzt deshalb weisen Dermatologen darauf- hin, dass all diese Cremes, die alterungsbedingte Erscheinungsbilder der Haut verbessern sollen, überhaupt nicht für die Anwendung bei Kindern getestet wurden.

Wieso genau ist Retinol schlecht für Kinderhaut?
Retinol erhöht die Empfindlichkeit der Haut: Kinderhaut ist dünner und empfindlicher als die Haut von Erwachsenen. Retinol kann die Haut reizen, was zu Rötungen, Trockenheit und Abschuppung führt. Retinol kann auch das Risiko für Kontaktdermatitis erhöhen, da die Haut von Kindern schneller auf Reizstoffe reagiert. Des weiteren erhöht Retinol die Lichtempfindlichkeit der Haut, was bei Kindern zu einem höheren Risiko von Sonnenbrand und langfristigen Schäden durch UV-Strahlung führen kann. Ein weiterer Grund, warum Kinder kei- ne Anti-Aging-Produkte verwenden sollten, ist die Gefahr einer Überdosierung von Vitamin A, das in vielen Produkten enthalten ist und Bestandteil von Retinol ist. Kinder bauen dies langsamer ab.

Kann es auch weitreichen- dere Folgen verursachen?
Eine systemische Überdosierung kann toxisch sein und Probleme wie Kopfschmerzen, Übelkeit und in schweren Fällen Leberschäden verursachen. Zu guter Letzt kann Retinol auch die natürliche Barrierefunktion der Haut beeinträchtigen. Ich sehe in meiner Praxis oft Eltern mit ihren Kindern, die mit krassen Kontaktallergien kommen und dann immer mehr Pflegeprodukte auf die Haut schmieren. Ein Teufelskreis: Less ist more!

Tags :

Ästhetik und Kosmetik,Dermatologie

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