So ein Quark
Die anhaltende Sommerwärme treibt uns alle vor die Tür – in die Gärten, die Schwimmbäder, die Cafés. Wie in jedem Jahr rate ich zu Sonnenschutz in Form von langärmeliger und langbeiniger leichter Kleidung, keiner direkten Sonneneinstrahlung und natürlich Hautschutzpräparaten mit einem Lichtschutzfaktor von mindestens 50.
Was aber, wenn es doch einmal passiert? Wenn man am Strand einschläft und die Sonne freie Bahn hat? Sollen wir dann wirklich dem guten alten Hausfrauentipp folgen und in den nächsten Supermarkt gehen und uns mit Quark ein- und bedecken?
Also: Ein Sonnenbrand ist eine ernsthafte Verletzung der Haut, eine Entzündung, ausgelöst durch die UV-Strahlung der Sonne. Der Körper reagiert, indem er die Gefäße weitstellt und die Durchblutung anregt, und schon sehen wir den schönsten Sonnenbrand. Ja, er geht wieder weg, wie wir gleich sehen werden, aber er hinterlässt Spuren: Zu viel Sonneneinstrahlung – und dann noch in Form eines Sonnenbrandes – führt zu vorzeitiger Hautalterung (die harmlose Seite) und erhöht das Hautkrebsrisiko ganz erheblich (die besorgniserregende Seite). Also nochmal: Schatten, cremen, achtsam sein.
Man kann der Haut nach einem Sonnenbrand helfen, indem man sie kühlt. Dadurch – das haben sicher viele von uns noch aus dem Physikunterricht im Kopf – ziehen sich die Gefäße wieder zusammen, es gerät nicht so viel entzündliche Flüssigkeit in die Unterhaut und die Entzündungsreaktion wird vermindert. Kühlpads haben wir sicher alle im Frost – allerdings: Legen Sie sie niemals direkt auf die Haut, denn dann kann es zu Erfrierungen kommen. Und die sind genauso unschön und nachhaltig in der Wirkung wie ein Sonnenbrand. Also: Kühlpad aus dem Forst, in ein Tuch verpacken und auf die Wunde legen, denn genau das, eine Wunde, ist ein Sonnenbrand. Alternativ kann man zum Kühlen auch ein mit kaltem Wasser getränktes Tuch verwenden. So einfach kann es sein, wenn der Sonnenbrand nicht allzu stark ausgeprägt ist.
Und was ist denn jetzt mit Quark? Quark, vorausgesetzt er kommt aus dem Kühlschrank, entfaltet natürlich seine kühlende Wirkung auf der Haut, aber das war es dann auch schon. Im Gegensatz zu Kühlpads oder einem kalten Tuch hat so eine Quarkschicht auf der Haut allerdings einen erheblichen Nachteil: Unter ihr kann sich die Hitze stauen, die Flüssigkeit kann nicht weg und man erreicht einen gegenteiligen Effekt. Wenn der Quark dann noch auf der verletzten Haut antrocknet und man ihn noch mühsam abkratzen muss, schädigt man die Haut noch einmal mehr. Sollte der Sonnenbrand extrem ausgeprägt sein und es sogar zu einer Blasenbildung kommen, ist Quark gänzlich fehl am Platz: In der offenen Wunde kann das alte Hausmittel die Entzündung noch verschlimmern.
Gut, dass wir Alternativen haben. Bei Wirkstoffen wie Dexpanthenol ist darauf zu achten, dass wir diese nicht als dicke Salbe auftragen – da auch hier die Fettschicht auf der Haut einen Hitzestau verursachen würde -, sondern als Lotion oder als Spray: Die Kühle und die leichte Feuchtigkeit werden der Haut sehr guttun. Ein weiterer Wirkstoff, der der Haut im Falle eines Sonnenbrands Linderung verschaffen kann, ist Aloe Vera, das wir als Gel empfehlen. Es hat keine schöne kühlende und entzündungshemmende Wirkung.
Ebenfalls schnell bei der Hand sind manche Menschen mit freiverkäuflichen Cortisonprodukten. Diese machen zwar zunächst einen guten Eindruck: leicht entzündungshemmend und schmerzstillend, aber für eine längere Anwendung sind sie nicht geeignet, da sie das Wachstum der Immunzellen bremsen, sodass die vom UV-Licht geschädigten Zellen langsamer regenerieren.
Wenn die Haut stark juckt und brennt und das Ganze auch sehr schmerzhaft wird, kann man auch zu Aspirin greifen: Es schützt die Haut nach einem Sonnenbrand, indem es den Körper dabei unterstützt, die durch die Sonneneinstrahlung freigewordenen freien Radikale, also aggressive Sauerstoffverbindungen, wieder einzufangen. Und natürlich wirkt es schmerzstillend. Hat ein Sonnenbrand dieses Stadium erreicht, empfehlen wir den Aufenthalt im Innenbereich.
Und wann geht man mit seinem Sonnenbrand jetzt zum Arzt? Wenn man empfindliche Haut hat oder wirklich sehr lange in der Sonne war, können sich Blasen bilden. Auch wenn eine große Hautfläche betroffen ist, sollte man einen Arzt aufsuchen.
In der Regel ist nach wenigen Tagen alles wieder gut – abgesehen von den Langzeitschäden, denn die freien Radikalen können Zellveränderungen fördern, die wiederum zu Hautkrebs führen können. Wie man es vermeidet, wissen Sie jetzt, oder?
Dann nichts wie raus und immer schön cremen!
Ihre
Daniela Uribe Holmgren
Dermatologin mit eigener Praxis in Fuldas Innenstadt