Auch im Sommer: Für die Haut auf der Hut sein
Während wir den Sommer feiern und natürlich an den Schwimmbädern der Region oder den Stränden der Welt Sonne tanken, haben uns Dermatolog:innen alarmierende Zahlen erreicht: Hautkrebs ist auf dem Vormarsch. Und obwohl bei einer Früherkennung die Heilungschancen sehr gut sind, steigt nicht nur die Zahl der Erkrankten, sondern auch der Todesfälle. In den letzten zwanzig Jahren verzeichnen wir einen Anstieg von 60%: Im Jahr 2023 starben 4.500 Menschen an Hautkrebs. Auch die Zahl der Krankenhausaufenthalte wegen Hautkrebs hat sich in diesem Zeitraum fast verdoppelt.
Stellt sich die Frage: Was ist hier los? Und was können wir, was können Sie tun?
Auf jeden Fall hat die Zunahme der Hautkrebsfälle mit unserer Demografie zu tun: Unsere Bevölkerung wird einfach immer älter. Mit dem Alter steigt auch die kumulierte UV-Belastung – ein entscheidender Risikofaktor, der sich in der gestiegenen Anzahl der Fälle deutlich zeigt. Dazu kommt, dass die Möglichkeiten, sich der Sonne – und ihre Strahlung ist nun einmal der Hauptauslöser von Hautkrebs – auszusetzen, mit unserem modernen Lifestyle einfach gestiegen sind: Urlaubsreisen, Outdoor-Trends, Modeentwicklungen – all das verursacht häufig mehr UV-Strahlung auf leider immer noch viel zu oft ungeschützter Haut. Berücksichtigt man diese Faktoren, kommt man zu dem Schluss, dass insbesondere Menschen über 80 – und hier in erster Linie Männer, die es mit der Vorsorge nicht so genau nehmen wie Frauen -, aber auch immer mehr junge Erwachsene an Hautkrebs erkranken.
Nach wie vor spielen auch Solarien eine Rolle bei der Entstehung von Hautkrebs. So gibt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) an, dass, wer vor dem 35. Geburtstag damit beginnt, ins Solarium zu gehen, sein Melanom-Risiko um 60% erhöht. Mit jedem weiteren Solarienbesuch innerhalb eines Jahres erhöht sich das Risiko, an einem Melanom zu erkranken um fast 2%. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) stuft die künstlich erzeugte UV-Strahlung ebenso wie die natürliche in die höchste Krebsrisikostufe ein. Die UV-Bestrahlung durch Solarien steht damit in einer Reihe mit den Risikofaktoren Rauchen, Alkohol und Asbest. Und sie ist auch noch total unnötig, denn der Mythos vom Vorbräunen für den Urlaub ist einfach ein Mythos. Die Haut wird dadurch nicht geschützt – im Gegenteil!
Auf der anderen Seite tragen auch bessere Früherkennungsmethoden zu den hohen Diagnosezahlen bei, unter denen sich auch sogenannte „Überdiagnosen“, also die Feststellung einer Krankheit, die sich bei einem Patienten wahrscheinlich niemals klinisch bemerkbar gemacht hätte, befinden: Moderne Geräte entdecken zunehmend kleinste Veränderungen. Laut Studien könnten bis zu 60 % der neu diagnostizierten Melanome klinisch unbedeutend sein. Dennoch: Einmal diagnostiziert, müssen sie irgendwie behandelt werden.
Zu den gestiegenen Zahlen trägt auch ein Bewusstseinswandel bei den Menschen bei: Heute gehen glücklicherweise viel mehr Menschen zur Vorsorgeuntersuchung, was zur Folge hat, dass mehr Diagnosen gestellt werden als noch vor zwanzig Jahren. Dies bleibt natürlich nicht ohne Folgen für das Gesundheitssystem: Es entstehen mehr Kosten, die dermatologischen Praxen werden voller und es wird noch schwieriger, einen Termin zu bekommen. Auch die Anzahl der operativen Eingriffe und Krankenhausaufenthalte steigt.
Dabei könnten wir alle mit einer guten Prävention viel zur Volksgesundheit – zumindest auf diesem Sektor – beitragen und die Gesundheitssysteme entlasten. Und so einfach geht es:
- UV-Schutz täglich anwenden, auch bei bedecktem Himmel und unabhängig vom UV-Index! Und nicht vergessen: NUR Lichtschutzfaktor 50 ist das Wahre!
- Keine Solarien – schon gar nicht unter 30!
- Regelmäßige Haut-Checks, idealerweise einmal jährlich in der dermatologischen Praxis!
- ABCDE-Regel für Muttermale kennen:
Asymmetrie – Begrenzung – Farbe – Durchmesser – Entwicklung)!
Langweilig? Ja! Aber auch lebensrettend, denn die meisten Hautkrebsarten tun nicht weh. Aber sie können tödlich sein, wenn man sie ignoriert. Das sollte ein Argument sein, denn Hautkrebs ist oft heilbar – wenn er früh erkannt wird. Es gilt: Prävention ist einfacher als Therapie!
Und: Sonnenschutz ist keine Option, sondern muss zur Gewohnheit werden, zur täglichen Routine. Wer seine Haut kennt, kann sie besser schützen. Ihre Dermatologinnen und Dermatologen sind gerne behilflich beim Date mit Ihrer Haut!
Ihre
Daniela Uribe Holmgren
Dermatologin mit eigener Praxis in Fuldas Innenstadt